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Studie zeigt neue Option für schwer betroffene Patienten.
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Bei Patienten, die nach einem Schlaganfall unter Schluckstörungen leiden, bildet sich die schlaganfallbedingte Dysphagie deutlich rascher zurück, wenn sie eine pharyngeale elektrische Stimulation (PES) erhalten. Das bestätigt eine in „The Lancet Neurology“ veröffentlichte multizentrische Interventionsstudie. „Die PES stellt damit für diese schwerstkranken Patienten eine echte Therapieoption dar“, berichtet Studienleiter Prof. Dr. Rainer Dziewas, Leiter der Sektion Schlaganfall-Therapie an der Klinik für Neurologie des Universitätsklinikums Münster (UKM). Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN), die Deutsche Schlaganfall Gesellschaft (DSG) und die Deutsche Gesellschaft für Geriatrie (DGG) bieten ganzjährig an verschiedenen Zentren sowie während der Neurowoche 2018 vom 30. Oktober bis 1. November in Berlin Fortbildungskurse für die flexible endoskopische Evaluation des Schluckaktes (FEES) an. Rund 12,5 %  aller in ein Krankenhaus eingelieferten Schlaganfallpatienten werden künstlich beatmet und bei 16,3 % muss eine Tracheotomie (Luftröhrenschnitt) durchgeführt werden. In der Rehabilitation dieser Patienten ist die sichere Entfernung der Trachealkanüle ein wichtiges Ziel, um das Risiko von Atemwegskomplikationen und fatalen Krankheitsverläufen zu verringern und die Länge des Krankenhausaufenthalts zu verkürzen. Eine fortbestehende, durch den Schlaganfall verursachte Dysphagie (Schluckstörung) ist in diesem Szenario der Hauptgrund, warum die Entwöhnung von der Trachealkanüle häufig nur sehr langsam oder überhaupt nicht gelingt. Zur Reaktivierung des Schlucknetzwerkes steht seit einigen Jahren mit der sogenannten pharyngealen elektrischen Stimulation (PES) eine innovative Neurostimulationstherapie zur Verfügung. Die kürzlich veröffentlichte multizentrische Interventionsstudie PHAST-TRAC verglich die PES bei tracheotomierten Schlaganfallpatienten mit einer Scheintherapie. Bei Patienten, die eine PES erhielten, bildete sich die schlaganfallbedingte Dysphagie deutlich rascher zurück. Deshalb konnte auch die Trachealkanüle bei signifikant mehr Patienten unmittelbar nach der Stimulationstherapie entfernt werden (49 vs. 9 %). Darüber hinaus war der Krankenhausaufenthalt der Patienten, die auf die PES-Behandlung ansprachen, durchschnittlich um 22 Tage kürzer als bei Patienten, die kein Therapieansprechen zeigten. Die Studie wurde vom Hersteller finanziert.  „Neben diesen eindeutigen Effekten war insbesondere auch erfreulich, dass die Stimulationstherapie in PHAST-TRAC keine schwerwiegenden Nebenwirkungen mit sich brachte.“, berichtet der Leiter der Studie, Prof. Dr. Rainer Dziewas von der Klinik für Neurologie des Universitätsklinikums Münster (UKM). Bei der PES wird eine dünne Sonde über die Nase in die Speiseröhre eingeführt. Diese Sonde ist mit einem Paar Ringelektroden bestückt, über die die Rachenhinterwand elektrisch stimuliert werden kann. Dies geschieht an drei aufeinanderfolgenden Tagen für jeweils zehn Minuten. Physiologisch wirkt diese Stimulationstherapie, indem sie die sensiblen Leitungsbahnen, die das Schlucken steuern helfen, aktiviert und so das komplex strukturierte Schlucknetzwerk moduliert und neuronale Reorganisation induziert. Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie e.V. (DGN) 
Weitere Informationen unter www.dgn.org Quelle: Dziewas R. et al. Pharyngeal electrical stimulation for early decannulation in tracheotomised patients with neurogenic dysphagia after stroke (PHAST-TRAC): a prospective, single-blinded, randomised trial. Lancet Neurol 2018; online veröffentlicht am 28. August 2018.