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Senat bestätigt, dass keine Fälle von Mangelversorgung bei Kindern durch vegane Ernährung bekannt sind
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© Maria Sbytova – Fotolia

Eine Ende August veröffentlichte Antwort des Berliner Senats auf eine Anfrage der AfD (Alternative für Deutschland) zu veganer Kinderernährung bestätigt, dass keine Fälle bekannt sind, bei denen Kinder durch vegane Ernährung gesundheitlichen Schaden genommen hätten. Außerdem sind keine Meldungen durch Kinderärztinnen und Kinderärzte an das Jugendamt bekannt, die auf eine Mangelversorgung aufgrund von veganer Ernährung hinweisen. Entsprechende Gerüchte wurden in der Vergangenheit immer wieder medial aufgegriffen und wissenschaftliche Publikationen falsch oder verkürzt zitiert.

Auch die AfD-Abgeordneten rezipieren die DGE in ihrer Anfrage falsch und behaupten, die DGE sei der Auffassung, dass vegane Ernährung für Kinder ungeeignet ist. Darüber hinaus suggerieren sie eine mögliche Kindeswohlgefährdung. Dies entspricht nicht der aktuellen Position der DGE.

In der 2016 veröffentlichten Stellungnahme der DGE zur veganen Ernährung heißt es, dass „vegan ernährten Kindern vom Säuglingsalter an über die gesamte Wachstumsphase bis hin zu sich vegan ernährenden Jugendlichen [eine] gesonderte Aufmerksamkeit“ gelten muss. Die DGE empfehle zwar keine vegane Ernährung für Kinder, wird diese dennoch praktiziert, solle dauerhaft ein Vitamin-B12-Präparat eingenommen und auf eine ausreichende Zufuhr der kritischen Nährstoffe geachtet werden. Zudem sei die Beratung durch eine qualifizierte Ernährungsfachkraft sinnvoll. Der Berliner Senat stimmt mit der aktuellen Einschätzung der DGE überein. 
  
„Grundsätzlich begrüßen wir das Positionspapier der DGE, da die Deutsche Gesellschaft für Ernährung hier zum ersten Mal offiziell die Vorteile einer veganen Ernährung nennt und Handlungsempfehlungen für Menschen gibt, die sich vegan ernähren möchten“, erklärt Sebastian Joy, ProVeg Geschäftsführung. „Allerdings sind diese Handlungsempfehlungen noch zu unkonkret“, so Joy weiter.

Trotz der wissenschaftlich bestätigten positiven Aspekte einer veganen Ernährung, rät die DGE zu einer Ernährung mit allen Lebensmittelgruppen. Lediglich eine ovo-lacto-vegetarische Ernährung – ohne Fleisch und Fisch, aber mit Eiern und Milchprodukten – wird von der DGE als Dauerkost empfohlen. Daher verlangt auch die Kita-Aufsicht des Senats, dass alle Kitas in Berlin eine Wahlmöglichkeit zwischen veganem und nicht-veganem Essensangebot sicherstellen müssen. Im Gegensatz zu Ernährungsgesellschaften anderer Länder bezeichnet die DGE jede Ernährungsform, bei welcher Nährstoffe zusätzlich zugeführt werden müssen, als gesundheitlich ungünstig.  Die Academy of Nutrition and Dietetics (A.N.D.), die Amerikanische Gesellschaft für Ernährung, und der National Health and Medical Research Council in Australien, halten eine gut geplante vegane Ernährung für alle Altersgruppen, einschließlich Schwangerschaft und Stillzeit sowie Kleinkindalter und Jugend für geeignet.
  
ProVeg vertritt wie die A.N.D. die Auffassung, dass eine vegane Ernährung  grundsätzlich in allen Lebensphasen geeignet ist. Wie bei allen Ernährungsformen ist es wichtig, darauf zu achten, dass alle essentiellen Nährstoffe zugeführt werden und eine regelmäßige Überprüfung der Nährstoffversorgung  beim Hausarzt erfolgt. Das Ziel von ProVeg ist es, die nötigen Informationen bereitzustellen und die Forschung im Bereich veganer Ernährung weiter voranzutreiben, damit wissenschaftlich fundierte Empfehlungen allgemeingültiger und umfassender ausgesprochen werden können.

ProVeg Deutschland e.V. (ehem. VEBU – Vegetarierbund Deutschland e.V.)
Weitere Informationen unter www.proveg.com/vebu-wird-proveg pardok.parlament-berlin.de/starweb/adis/citat/VT/18/SchrAnfr/S18-15891.pdf  kleineanfragen.de/berlin/18/15892-vegane-kinderernaehrung-ii-rechtliches-und-zahlen W. Craig, A. Reed Mangels, American Dietetic Association (2009): Position of the American Dietetic Association: vegetarian diets. J Am Diet Assoc 109: 1266–1282