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Hauptgrund ist das Verschwinden dieser Insektenfresser aus der Agrarlandschaft
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Rund die Hälfte aller in Europa vorkommenden Vogelarten ernährt sich hauptsächlich von Insekten und die haben es zurzeit schwer. „Die Bestände von Vögeln, die hauptsächlich Insekten fressen, sind von 1990 bis 2015 in der Europäischen Union durchschnittlich um 13 % gesunken“, so Dr. Diana Bowler, Deutsches Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) und Friedrich Schiller Universität Jena (FSU).

Wie Bowler in Zusammenarbeit mit ihren Kollegen des Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrums herausgefunden hat, sind damit die Bestände von Vögeln wie Bachstelzen, Steinschmätzern und Wiesenpiepern seit 1990 geschrumpft. Diese Arten picken Insekten vorwiegend am Boden auf. Zudem ist auch die Anzahl an Vögeln, die sich größtenteils von Fluginsekten ernähren, wie beispielsweise Rauch- und Mehlschwalben, gesunken.

Doch den Insektenfressern geht es nicht überall gleich schlecht: In den meisten Lebensräumen gehen nur vereinzelte Arten zurück. Sorgen bereitet den Wissenschaftlern eher, was sich auf den Äckern, Wiesen und Weiden abgespielt, denn hier sind die Bestände am meisten eingebrochen.

Ihr Schicksal teilen die Insektenfresser mit einigen Körnerfressern, wie beispielsweise der Feldlerche, auf deren Speiseplan Insekten nicht die Haupt- aber doch eine entscheidende Rolle spielen. „Das legt die Vermutung nahe, dass Insekten- und Körnerfresser auf in den Agrarlandschaften nicht mehr genug Futter finden. Der bislang lediglich lokal nachgewiesene dramatische Schwund der Insekten zeigt demnach europaweite Effekte“, so Prof. Dr. Katrin Böhning-Gaese, Direktorin des Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrums und Professorin an der Goethe-Universität Frankfurt.

Die Wissenschaftler sehen in der modernen Landwirtschaft die Hauptursache für den europaweiten Rückgang der Insektenfresser. Neben dem starken Einsatz von Pflanzenschutzmitteln gingen mit dem Trend zu großflächigen Monokulturen immer mehr Hecken, Ackerränder und Brachen verloren und viele Wiesen und Weiden würden in Ackerland umgewandelt. Dadurch werde es für die Insektenfresser nicht nur schwerer Nahrung, sondern auch Brutplätze zu finden. Kälte-liebende Arten geraten zusätzlich durch den Klimawandel unter Druck.

Während die Insektenfresser auf dem absteigenden Ast sind, haben Vögel, die bei der Nahrungsaufnahme weniger spezialisiert sind, mehr Glück gehabt. „Mit Ausnahme einzelner Arten sind die Bestände solcher Allesfresser europaweit seit 1990 in etwa gleichgeblieben. Sie machen damit innerhalb der Vogelgemeinschaft einen größeren Anteil als früher aus“, erklärt Bowler. (idw) Judith Jördens
Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseen Originalpublikation: Bowler, D. et. al (2019): Long-term declines of European insectivorous bird populations and potential causes. Conservation Biology, doi: 10.1111/cobi.13307