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Röntgen bei Kindern mit gebrochenem Arm ist meist unnötig
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Klettern, toben, Skateboard fahren: Am häufigsten brechen sich Kinder und Jugendliche den Arm in der Nähe des Handgelenks – den sogenannten distalen Unterarm. Die Diagnose dieser Verletzung erfolgt üblicherweise durch eine Röntgenuntersuchung – dabei ist Ultraschall genauso zuverlässig. Eine Expertengruppe unter Beteiligung mehrerer Mitglieder der Deutschen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin e.V. (DEGUM) hat eine Methode evaluiert, die rund 81 % der Röntgenuntersuchungen bei Kindern mit Verdacht auf eine distale Unterarmfraktur einsparen könnte. Aufgrund der potenziell schädlichen Wirkung sollten Kinder so selten wie möglich der ionisierenden Strahlung ausgesetzt werden. Die Ergebnisse haben die Autoren der Studie in der Fachzeitschrift Ultraschall in der Medizin vorgestellt. Kinder, die sich in der Wachstumsphase befinden, nehmen während einer Röntgenuntersuchung eine fünfmal höhere Dosis der schädlichen ionisierenden Strahlung auf als Erwachsene. Aus diesem Grund sollten unnötige Untersuchungen so weit wie es nur geht verhindert werden. „Der so genannte Wrist-SAFE-Algorithmus ist ein wirksames Mittel, die Strahlenbelastung bei Kindern auf das absolut notwendige Minimum zu reduzieren“, sagt Dr. med. Kay Großer, Chefarzt der Klinik für Kinderchirurgie und Kinderurologie am Helios Klinikum Erfurt, einer der Autoren der Studie und zugleich stellvertretender Leiter der Sektion Pädiatrie der DEGUM. Mit Hilfe des Algorithmus könnte nach Berechnung der Studie jährlich allein in Deutschland fast 285.000 Röntgenuntersuchungen bei Kindern eingespart werden. Die Studie knüpft an Erkenntnisse vorangegangener Untersuchungen an, nach denen der Ultraschall bei Verdacht auf eine Fraktur in vielen Fällen eine ebenso zuverlässige Diagnose ermöglicht wie das Röntgenbild und in manchen Fällen sogar überlegen ist, gerade im Fall von Knochenbrüchen. Der Experte fordert daher, dass mehr ÄrztInnen den Ultraschall als Bildgebungsverfahren nutzen. Insbesondere bei jüngeren KollegInnen, die im Studium eine gute Ausbildung am Ultraschallgerät erhalten würden, will der Experte daher das Bewusstsein für die Vorteile dieser Methode wecken. „Die Sonografie ermöglicht nicht nur eine strahlungsfreie Bildgebung. Sie ist auch wesentlich schneller durchführbar und kostengünstiger als eine Untersuchung mit einem“, sagt Großer. Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin e.V. (DEGUM) Studie: Ackermann O, Wojciechowski P, Dzierzega M, Grosser K, Schmitz-Franken A, Rudolf H, Eckert K. Sokrat II – An International, Prospective, Multicenter, Phase IV Diagnostic Trial to Evaluate the Efficacy of the Wrist SAFE Algorithm in Fracture Sonography of Distal Forearm Fractures in Children. Ultraschall in Med 2019; 40; 349-358.