Das hochintensive Intervalltraining (HIIT) beugt Krankheiten und Problemen, die durch Bewegungsmangel entstehen, vor und funktioniert vor allem für Kinder

Viele Kinder leiden unter Bewegungsmangel und haben in der Folge häufig gesundheitliche Probleme wie Übergewicht und Bluthochdruck. Dass sich dem mit simplen Methoden entgegenwirken lässt, zeigte ein Forschungsteam der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) und der Medical School Berlin (MSB). Sie integrierten ein hochintensives Intervalltraining (HIIT) in den regulären Sportunterricht und konnten innerhalb kürzester Zeit gesundheitliche Verbesserungen feststellen.
Beim hochintensiven Intervalltraining
(HIIT) wechseln sich kurze Phasen intensiver körperlicher Belastung mit
Erholungsphasen ab. „Je höher die Intensität ist, desto größer scheinen die
Anpassungseffekte auch bei Kindern zu sein“, sagt Dr. Sascha Ketelhut vom
Institut für Sportwissenschaft der MLU. Es komme also weniger darauf an, sich
sehr lange zu bewegen, sondern sich in kurzer Zeit möglichst intensiv zu
bewegen. „Interessanterweise entspricht genau diese intermittierende
Belastungsform dem natürlichen Bewegungsverhalten von Kindern“, so Ketelhut.
Kinder gehen nicht unbedingt längere Strecken Joggen. Vielmehr entspricht es
ihrem natürlichen Spiel- und Bewegungsverhalten, dass sich intensive
Belastungsphasen und kurze Erholungsphasen ständig abwechseln, wie
beispielsweise bei Lauf- und Fangspielen.
Die Effekte von HIIT sind bei Erwachsenen gut untersucht, bei Kindern gibt es
hierzu allerdings erst wenige wissenschaftliche Erkenntnisse außerhalb des
Leistungssports. Ein Forschungsteam um Ketelhut integrierte die Methode daher
in den regulären Sportunterricht von Drittklässlern. Die ersten 20 Minuten
machten die Kinder statt des üblichen Schulsports bewegungsintensive Spiele wie
Staffelläufe mit kurzen Sprints oder kurze Zirkeleinheiten, die immer wieder
von kurzen Erholungszeiten unterbrochen wurden. „Wir haben dabei immer
versucht, intensive Bewegungsformen auszuwählen, die aber zugleich Spaß
machen“, sagt Ketelhut. Die Trainingseinheiten wurden häufig mit Musik und
Choreographien verbunden. Die Studie lief lediglich über drei Monate, konnte in
dieser Zeit aber bereits eindeutige Effekte erzielen. Sowohl in der
Ausdauerleistungsfähigkeit als auch beim Blutdruck zeigten sich signifikante
Verbesserungen über den Versuchszeitraum hinweg. Damit könne gesundheitlichen
Problemen auch langfristig vorgebeugt werden, so Ketelhut. „Hoher Blutdruck bei
Kindern führt häufig zu hohem Blutdruck im Erwachsenenalter.“
Die Ergebnisse sprechen dafür, HIIT in den regulären Sportunterricht zu
integrieren, da diese Trainingsmethode effektiv, motivierend und kindgerecht
zugleich sei, so Ketelhut. Das Training ist zudem sehr zeitökonomisch und lässt
sich gut in das reguläre Schulsportcurriculum integrieren.
Ronja Münch, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Originalpublikation https://doi.org/10.1055/a-1068-9331