Neue Erkenntnisse zum Zusammenhang von körperlicher Aktivität und Wohlbefinden im Alltag

Alltagsaktivitäten wie Treppensteigen statt Aufzugfahren verbessern die Stimmung
© DragonImages_stock.adobe

Körperliche Aktivität macht glücklich und ist wichtig, um auch psychisch gesund zu bleiben. ForscherInnen des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) und des Zentralinstituts für Seelische Gesundheit (ZI) in Mannheim untersuchten, welche Hirnregionen dabei eine zentrale Rolle spielen. Die Ergebnisse zeigen, dass schon Alltagsaktivitäten wie Treppensteigen einen deutlichen Nutzen für das Wohlbefinden haben, insbesondere auch bei Menschen, die anfällig für psychiatrische Erkrankungen sind. Die aktuelle Studie ist in der Zeitschrift Science Advances erschienen.

Bewegung verbessert das körperliche Wohlbefinden und die geistige Gesundheit erheblich. Wie sich schon alltägliche Aktivitäten wie Treppensteigen, Spazierengehen oder Zur-Straßenbahn-Laufen auf die eigene Befindlichkeit auswirken, war bisher wenig untersucht worden. Unklar ist bis jetzt insbesondere, welche Gehirnstrukturen daran beteiligt sind. Ein Forschungsteam am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit (ZI) in Mannheim, am Institut für Sport und Sportwissenschaft (IfSS) des KIT und am Geoinformatischen Institut der Universität Heidelberg fokussierte in seiner Studie Alltagsaktivitäten, die den größten Anteil unserer täglichen Bewegung ausmachen. „Schon das alltägliche Treppensteigen kann helfen, sich wach und energiegeladen zu fühlen und damit das Wohlbefinden zu steigern“, erläutern die beiden Erstautoren der Studie, Dr. Markus Reichert, der am ZI in Mannheim und am KIT forscht, und Dr. Urs Braun, Leiter der Arbeitsgruppe Komplexe Systeme in der Psychiatrie am ZI.

Besondere Relevanz haben die Forschungsergebnisse gerade in der derzeitigen Situation mit Corona-Beschränkungen. „Aktuell leiden wir unter starken Einschränkungen des öffentlichen Lebens und unserer sozialen Kontakte, was sich auf unser Wohlbefinden niederschlagen kann“, so Professorin Heike Tost, Leiterin der Arbeitsgruppe Systemische Neurowissenschaften in der Psychiatrie am ZI und eine der zentralen Autorinnen der Studie, „da kann es helfen, öfter mal Treppen zu steigen, um sich besser zu fühlen.“

Alltagsaktivitäten steigern „Wachheit“ und „Energiegeladenheit“

„Die Untersuchungen wurden durch eine neuartige Kombination verschiedener Forschungsmethoden im Alltag und im Labor möglich“, so Professor Ulrich Ebner-Priemer, Leiter der Arbeitsgruppe mHealth Methoden in der Psychiatrie am ZI Mannheim sowie stellvertretender Leiter des IfSS und Leiter des Mental mHealth Lab am KIT. Eingesetzt wurden Alltagserhebungsverfahren (sogenannte Ambulante Assessments) mit Bewegungssensoren und Smartphone-Abfragen zum Wohlbefinden, die anhand von Geolokalisationsdaten ausgelöst wurden, sobald sich die Studienteilnehmer bewegten.

Mit diesen Alltagserhebungsverfahren wurde bei 67 Personen der Einfluss der Alltagsaktivität auf die Wachheit und Energiegeladenheit über sieben Tage hinweg erfasst. Dabei zeigte sich, dass sie sich direkt nach alltäglicher Aktivität wacher und energiegeladener fühlten. Wachheit und Energiegeladenheit wiederum waren nachweislich wichtige Komponenten des Wohlbefindens und der psychischen Gesundheit der Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer.

Weitere Informationen unter www.kit.edu