Lange galten die unteren Atemwege als steril. Dem ist aber nicht so.
Auch die Lungen verfügen über ein Mikrobiom, denn genau dort entwickelt sich ein gesundes Mikroben-Milieu. Die WissenschaftlerInnen der Medizinischen Hochschule Hannover überraschte, dass auch solche Mikroorganismen dazu gehörten, die allgemein als Krankheitskeime bekannt sind. Beispiele: Staphylococcus aureus und Pseudomonas aeruginosa.

Erstmals wurden dazu Hustenabstriche von gesunden mit denen von an Mukoviszidose erkrankten Kindern der gleichen Altersgruppe von drei Wochen bis sechs Jahren verglichen. Dabei stellte sich heraus, dass sich das Lungenmikrobiom gesunder und kranker Kinder in den ersten drei Lebensjahren kaum unterschied.
Darüber hinaus beobachteten die ForscherInnen bei kranken Lungen von Kleinkindern, dass sich die Artenvielfalt der Bakterienarten in zunehmendem Alter verringerte und die krankmachenden Keime überwogen. Das führt dazu, dass das sensible Netzwerk der Mikroorganismen im Laufe der Zeit auseinanderbricht. Bei gesunden Kindern blieb dieses Netzwerk jedoch stabil, trotz deutlich höherer Bakterienlast [1].
Damit wurde deutlich, dass für gesunde Lungen die Zusammensetzung des Mikrobioms von ausschlaggebender Bedeutung ist.
Das alles erinnert uns an den französischen Physiologen Claude Bernard (1813–1878). Er warnte davor, Mikroorganismen ausschließlich als Übel für die Gesundheit anzusehen. Am Ende seines Forscherlebens gab er uns den Merksatz mit: „Der Keim ist nichts. Das Milieu ist alles“.
Die neueren Erkenntnisse lehren uns abermals, zum Thema Mikroorgansimen ein anderes Bewusstsein zu entwickeln. Beim Mikrobiom denken wir zuerst an den Darm. Wie man sieht, ist eine gesunde Lebensgemeinschaft von Bakterien, Viren und Pilzen ebenso für die anderen Organe elementar. Letztlich für den gesamten Organismus.
Originalpublikation:
- Pust M, Wiehlmann L, Davenport C, et al., The human respiratory tract microbial community structures in healthy and cystic fibrosis infants, https://www.nature.com/articles/s41522-020-00171-7
Quelle: idw-online / Medizinische Hochschule Hannover
Der Autor: Michael Petersen, Redaktion Medizin & Wissenschaft, Redaktionswebseite: mediportal-online.eu