Eingeatmete Nanopartikel, wie sie in tausenden gebräuchlichen Produkten zu finden sind, können laut einer Studie der Rutgers University eine natürliche Barriere überwinden, die Föten normalerweise schützt. Ziel der Studie war die Untersuchung von Faktoren, die zu Kindern mit einem geringen Geburtsgewicht führen. Die Forscher berichten in „Placenta“, dass es ihnen gelungen ist, die Bewegung von Nanopartikeln aus Titandioxid durch die Körper von trächtigen Ratten zu verfolgen. Nachdem die Nanopartikel in die Lungen der Nagetiere gelangten, gelang es einigen, diese erste Barriere zu überwinden. Von hier aus gelangten sie in die Plazentas, die allgemein fremde Substanzen filtern, um den Föten zu schützen.

Laut Co-Studienautorin Phoebe Stapleton sind diese Partikel klein und nur sehr schwer zu finden. „Mittels spezieller Methoden haben wir Belege dafür gefunden, dass die Partikel bei einer Belastung der Mütter während der Schwangerschaft von den Lungen in die Plazenta und möglicherweise in das Gewebe des Fötus gelangen können. Die Plazenta stellt dabei keine Barriere für diese Partikel dar und auch nicht die Lungen.“ Während der Experimente ist auch Titandioxid in der Kontrollgruppe der Ratten festgestellt worden, die die Nanopartikel nicht eingeatmet hatten. Es zeigte sich, dass Titandioxid im Futter der Tiere enthalten gewesen war. So konnten die Forscher den Weg beobachten, den das Metall durch den Körper nahm.
Zusammenhang zwischen Geburtsgewicht und Nanopartikeln
Am Beginn der Forschung stand die Suche nach Ursachen für ein niedriges Geburtsgewicht beim Menschen. Neugeborene, die weniger als 2,5 Kilogramm wiegen, können als Kinder und während ihres ganzen Lebens an gesundheitsschädlichen Auswirkungen leiden. Laut Stapleton geht eine Theorie davon aus, dass Mütter von Kindern mit einem geringen Geburtsgewicht schädliche Partikel eingeatmet haben könnten. Die folgende Entzündung könnte das Körpersystem, wie zum Beispiel den Blutfluss in der Gebärmutter, beeinflussen und damit das Wachstum des Fötus bremsen.
Nanopartikel in Alltagswaren
Die meisten Nanopartikel sind künstlich hergestellt. Diese Partikel werden in tausenden Produkten eingesetzt. Die Bandbreite reicht von Sonnenschutzmitteln über pharmazeutische Produkte bis hin zu Sportartikeln. Sie werden sehr geschätzt, da sie die Wirksamkeit von Medikamenten verbessern und robuste, aber leichte Produkte ermöglichen. Trotz ihrer Nützlichkeit sind nanoskalige Materialien nur unzureichend erforscht. Laut dem US-amerikanischen National Institute of Environmental Health Sciences ist nur sehr wenig über ihre möglichen Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt bekannt.
Originalpublikation: D’Errico JN et al. Maternal, placental, and fetal distribution of titanium after repeated titanium dioxide nanoparticle inhalation through pregnancy. Placenta 2022; 121: 99-108. DOI: 10.1016/j.placenta.2022.03.008.
Quelle: pressetext.deutschland