Neues Helmholtz-Institut forscht an der Schnittstelle von menschlicher Gesundheit, Tiergesundheit und Umwelt
In Greifswald wurde am Dienstag das Helmholtz-Institut für One Health (HIOH) feierlich gegründet. Die Forschung am neuen Institut konzentriert sich auf die Bedrohungen durch das Auftreten neuartiger und die Veränderung bekannter Krankheitserreger, einschließlich deren antimikrobieller Resistenzen (AMR) gegen gängige Medikamente und Impfstoffe. Das HIOH ist ein neues Institut des Braunschweiger Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI), das gemeinsam mit der Universität Greifswald, der Universitätsmedizin Greifswald und dem Friedrich-Loeffler-Institut, Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit (FLI) als lokale Gründungspartner aufgebaut wird. Gründungsdirektor ist der Veterinärmediziner und Mikrobiologe Prof. Fabian Leendertz.

Der Kontakt zwischen Menschen und Tieren wird zunehmend enger. Gründe dafür sind die wachsende Weltbevölkerung, das immer tiefere Eindringen der Menschen in natürliche Lebensräume, die Jagd auf Wildtiere sowie die intensive Viehhaltung und Landwirtschaft. Kombiniert mit Globalisierung, Klimawandel und der erhöhten Mobilität der Menschen sind dies die Hauptursachen für den Ausbruch und die rasche Ausbreitung von Infektionen – das Coronavirus SARS-CoV-2 ist nur ein Beispiel dafür. Neu auftretende oder veränderte Krankheitserreger können sich in kürzester Zeit global verbreiten, Artgrenzen überwinden und zudem Multiresistenzen entwickeln.
Forschung soll zur Bewältigung von Infektionskrankheiten beitragen
„Die menschliche Gesundheit lässt sich nicht mehr isoliert betrachten. Wir haben in den vergangenen Jahren lernen müssen, dass sie eng mit der Gesundheit von Tieren, der Umwelt und auch der ökologischen Diversität verwoben ist“, sagt Fabian Leendertz. Das One Health-Konzept ist ein interdisziplinärer Forschungsansatz, der genau an diesen Schnittstellen ansetzt. Eine integrierte Überwachung und Verbesserung der Gesundheit von Mensch und Tier sowie von Umwelt- und Klimafaktoren soll ganzheitliche Ansätze zur Bewältigung der gesundheitlichen Herausforderungen durch Infektionskrankheiten liefern.
Im HIOH entstehen drei neue Forschungsabteilungen
Das HIOH wird drei Forschungsabteilungen beherbergen, und zwar „Ökologie und Entstehung von Zoonosen“ unter der Leitung von Fabian Leendertz sowie die bereits in der Berufungsphase stehenden Abteilungen „Epidemiologie und Ökologie von antimikrobiellen Resistenzen“ und „Pathogen-Evolution“. Zudem werden drei Nachwuchsgruppen und zwei Core Units diese Abteilungen ergänzen. „Ich möchte die neuen Kolleginnen und Kollegen so schnell wie möglich an Bord holen, damit wir gemeinsam unser Konzept in die Umsetzung bringen können“, sagt Leendertz. „Gerade für unseren Forschungsansatz ist die enge Zusammenarbeit und die kontinuierliche übergreifende Datenanalyse entscheidend, um schnell und effizient Ergebnisse in die Anwendung bringen zu können.“

Die Pandemie-Prävention im Fokus der Forschung
Besonderer Fokus liegt dabei zum einen auf der Prävention, also Krankheitsausbrüche zu verhindern, und auf künftige Pandemien vorzubereiten – Stichwort „Pandemic Preparedness“. Wichtige Fragestellungen sind zum Beispiel, wo genau Übertragungen von Erregern zwischen Menschen und Tieren stattfinden, welche lokalen Risiken dafür bestehen und welche Erreger überhaupt auftreten. Als Modellregionen dienen Afrikas Tropen und Mecklenburg-Vorpommerns Kulturlandschaft, die beide von Landwirtschaft und Jagd geprägt sind – allerdings in traditionell ganz unterschiedlicher Weise. „In beiden Regionen können wir uns vergleichend anschauen, welche Erreger mit welchen Antibiotikaresistenzen es bei den Menschen, Tieren und in der Umwelt gibt und wie die Kontakte stattfinden. Mit den Menschen vor Ort wollen wir dann zum Beispiel konkret an ihre Lebensweise angepasste Hygienemaßnahmen ableiten“, sagt Leendertz.
Auch hier zeigt sich die große Bedeutung der Interdisziplinarität: „Wir Menschen müssen lernen, uns gegenseitig zuzuhören, damit wir Lösungen auf lokaler wie globaler Ebene finden können.“ So müsse der One Health-Ansatz auch noch mehr Eingang in die universitäre Lehre und auch in die schulische Ausbildung finden. „Wir haben einen klaren Bildungsauftrag, dem One Health-Gedanken mehr Aufmerksamkeit zu verschaffen – und diesen Auftrag möchten wir mit dem HIOH erfüllen“, sagt Leendertz.
Weitere Informationen: Helmholtz-Institut für One Health (HIOH)