Was schenkt Menschen Linderung, die zu Bauchschmerzen ohne organische Ursache neigen? Welches naturheilkundliche Mittel eignet sich beim Reizdarmsyndrom ebenso wie bei Colitis ulcerosa? Die Antwort heißt in beiden Fällen Gelbwurz (lat. Curcuma longa). Denn die antiviralen und antiinflammatorischen Eigenschaften der darin enthaltenen sekundären Pflanzenstoffe – allen voran Curcumin – sind inzwischen durch zahlreiche Studien belegt. So betont Prof. Dr. Peter Konturek, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin II Saalfeld, Thüringen-Kliniken: „Curcumin hat eine Reihe von positiven Effekten auf den Körper. Man erreicht damit eine Verbesserung der Darmbarriere, beeinflusst die Qualität der Darmflora günstig und stimuliert die Produktion von anti-entzündlichen Proteinen in der Darmschleimhaut.“ Konturek zufolge eignet sich Curcuma im Grunde für jeden: „Es wirkt sowohl vorbeugend als auch bei bereits vorhandenen entzündlichen Veränderungen.“ Ein weiterer Pluspunkt: Curcumin fördert die Fettverdauung und ist nicht ohne Grund fester Bestandteil der Ayurveda-Küche.

Die Studienlage im Blick
Zu den Effekten von Curcumin auf das Verdauungssystem wird derzeit weltweit intensiv geforscht. Es gibt Evidenz dafür, dass Curcuma bei Menschen mit Colitis ulcerosa Beschwerden lindert und die beschwerdefreien Phasen verlängert [1–3]. Darum heißt es in der aktuellen S3-Leitlinie zu Colitis ulcerosa: „Für die Therapie mit Curcumin komplementär zu einem Aminosalizylat liegen Studien mit positiven Ergebnissen in der Remissionsinduktion sowie in der Remissionserhaltung vor [4].“ Das deckt sich mit Kontureks Erfahrungen. Der Experte erklärt: „Curcuma kann auf jeden Fall komplementär zu pharmakologischen Therapien eingesetzt werden. Denn die Nebenwirkungen dieser Präparate sind sehr gering und viele Patienten können stark davon profitieren. Auch deuten die Studien der letzten Jahre darauf hin, dass Curcumin auch einen positiven Effekt auf das Mikrobiom ausübt – auch das ist ein wichtiger Aspekt.“
Da verwundert es wenig, dass Curcuminpräparate offenbar auch Potenzial zur Behandlung des Reizdarmsyndroms haben. Eine kürzlich erschienene Studie zeigte bei RDS-Patienten, die sowohl eine Low-FODMAP-Diät einhielten als auch Curcuma longa und Boswellia serrata einnahmen, eine deutlich reduzierte Aufblähung des Bauches sowie verringerte Schmerzen, verglichen mit einer Kontrollgruppe unter Low-FODMAP-Diät allein [5].
Was es bei der Selbstmedikation zu beachten gilt
Menschen mit Neigung zu Magengrimmen, Blähungen oder mit Reizdarm- oder Colitis-ulcerosa-Diagnose unternehmen häufig in Eigenregie Versuche, mit Curcuma Schmerzen zu lindern und die Verdauung zu normalisieren. Das im Handel erhältliche Gewürzpulver enthält allerdings wenig vom Wirkstoff Curcumin, der zudem eine niedrige Bioverfügbarkeit hat.
Gastroenterologen wie Prof. Dr. Peter Konturek sprechen sich daher für hochwertige Curcumapräparate aus, deren Bioverfügbarkeit optimiert wurde. So binden moderne Herstellungsverfahren Curcumin z. B. in eine hydrophile Matrix ein, um die Aufnahme im Darm zu verbessern. Der Einsatz dieser Technologie konnte die Resorption von Curcumin und weiteren Curcuminoiden – verglichen mit einem nativen Extrakt – um das 46-fache erhöhen. Darüber hinaus konnte gezeigt werden, dass die Curcuminoid-Konzentration im Blut mit der Curcuma-Extrakt-Matrix über 12 Stunden konstant blieb [6], wodurch das Curcumin also auch systemisch wirken kann.
Begleitend empfehlen sich verschiedene Vitamine und Mineralien, um die Verdauung zu unterstützen, Beschwerden zu reduzieren und eine bessere Versorgung zu sichern. Calcium und Magnesium zum Beispiel unterstützen die normale Muskelfunktion insgesamt, auch die normale Funktion der Darmmuskulatur. Calcium unterstützt zudem die normale Funktion von Verdauungsenzymen. Hinzu kommt Vitamin D3, das an der Zellteilung und somit auch an der Erneuerung der Darmschleimhautzellen beteiligt ist. Außerdem benötigt der Körper Vitamin D3 für die Funktion des Immunsystems, dessen Abwehrzellen sich überwiegend in der Bindegewebsschicht um den Verdauungstrakt befinden. Curcumin, Calcium, Magnesium und Vitamin D3 haben in Kombination also Vorteile für viele, die Magen- und Darmgesundheit stärken und gegen verschiedenste Beschwerden angehen möchten. Wird dann noch auf eine ausgewogene, gut verträgliche Ernährung und ausreichend Bewegung sowie Entspannung geachtet, sind die Weichen für mehr Wohlbefinden in vielen Fällen gestellt.
Quellen:
- Hanai H et al. Curcumin maintenance therapy for ulcerative colitis: randomized, multicenter, double-blind, placebo-controlled trial. Clin Gastroenterol Hepatol 2006; 4(12): 1502–1506.
- Singla V et al. Induction with NCB-02 (curcumin) enema for mild-to-moderate distal ulcerative colitis – a randomized, placebo-controlled, pilot study. J Crohns Colitis 2014; 8: 208–214.
- Lang A et al. Curcumin in combination with Mesalamine induces remission in patients with mild-to-moderate ulcerative colitis in a randomized controlled trial. Clin Gastroenterol Hepatol 2015; 13: 1444–1449.
- https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/021-009m_S3_Colitis-ulcerosa-Living-Guideline_2021-01.pdf
- Giacosa A et al. Beneficial Effects on Abdominal Bloating with an Innovative Food-Grade Formulation of Curcuma longa and Boswellia serrata Extracts in Subjects with Irritable Bowel Syndrome and Small Bowel Dysbiosis. Nutrients 2022; 14(3): 416.
- Jäger R et al. Comperative absorption of cumin formulations. Nutritional Journal 2014; 13: 11.
Quelle: Salus