Das Risiko einer Schizophrenie oder bipolaren Störung ist laut einer Studie unter der Leitung des University College Dublin bereits Jahre vor dem Einsetzen dieser Krankheiten erkennbar. 50 Prozent der Menschen, die an diesen psychischen Störungen leiden, hatten bereits in der Kindheit mit den „Child and adolescent mental health services“ (CAMHS), einem auf Kinder und Jugendliche spezialisierten Service, eine Betreuung erhalten.

Weltweit 65 Mio. Betroffene
Laut Studienleiter Ian Kelleher weisen diese Forschungsergebnisse auf die Möglichkeit einer früheren Intervention und sogar einer Prävention hin. Die Studie ist in Zusammenarbeit mit dem Finnish Institute for Health and Welfare durchgeführt worden. Von Schizophrenie und bipolarer Störung sind weltweit rund 65 Mio. Menschen betroffen. Kelleher nach treten Schizophrenie und bipolare Störung im frühen Erwachsenenalter auf und haben tiefgreifende Auswirkungen auf die Betroffenen und ihre Familien.
Eine frühe Intervention ist dem Experten nach bei Personen mit ernsten psychischen Erkrankungen der Schlüssel zur Verbesserung der Ergebnisse. Die Ergebnisse zeigen enorme Möglichkeiten für eine viel frühere Intervention. Schizophrenie und bipolare Störung werden normalerweise erst im Erwachsenenalter diagnostiziert. Sie stehen häufig mit einem hohen Ausmaß an Beeinträchtigung sowie persönlichen und gesellschaftlichen Kosten in Verbindung. Eine frühe Intervention ist gerade bei diesen Erkrankungen von entscheidender Bedeutung.
Elektronische Register ausgewertet
Die Forscher haben finnische Register zum Gesundheitswesen genutzt, um alle 1987 geborenen Personen zu identifizieren und die Daten aus der Kindheit und dem Heranwachsen auszuwerten. Ziel war es herauszufinden, ob sie im Alter von 17 Jahren jemals die Dienste von CAMHS in Anspruch genommen hatten. Mittels spezieller Kennzahlen konnten diese Personen bis zum Alter von 28 Jahren nachverfolgt werden. Den Wissenschaftlern nach liegt das Risiko einer Psychose oder bipolaren Störung im Alter von 28 Jahren bei Personen, die nicht bei den CAMHS behandelt worden waren, bei 1,8 Prozent.
Bei Personen, die dort versorgt worden waren, lag das Risiko bei 15 Prozent. Personen, die als Jugendliche in ein CAMHS-Krankenhaus eingeliefert worden waren, verfügten über ein Erkrankungsrisiko von 37 Prozent. Laut dem finnischen Wissenschaftler Mika Gissler zeigen diese Forschungsergebnisse die Bedeutung von elektronischen Registern für die Beantwortung von wichtigen Fragen zur menschlichen Gesundheit und zu Krankheiten.
Originalpublikation: Lång U et al. Potential for prediction of psychosis and bipolar disorder in Child and Adolescent Mental Health Services: a longitudinal register study of all people born in Finland in 1987. World Psychiatry 2022; 21(3): 436-443. DOI: 10.1002/wps.21009.
Quelle: pressetext.redaktion