Seit drei Jahren wütet das Corona-Virus. Fast 37 Millionen Menschen hatten bis heute in Deutschland eine nachgewiesene SARS-CoV-2-Infektion. Die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) schätzt, dass rund 15% mit Long- (Symptome bis ca. 4 Wochen nach Erkrankung [1, 2]) und etwa 2% der Betroffenen mit Post-COVID (Symptome bestehen mehr als 12 Wochen [1, 2]) zu kämpfen haben. [3] Dieses Krankheitsbild ist jedoch sehr vielfältig und dementsprechend ist die Behandlung von Long-/Post-COVID-Patienten individuell. Neben Atemtherapien und Ähnlichem, hat sich jedoch auch die Osteopathie bewährt, den Betroffenen Linderung zu verschaffen.

Osteopathie
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Fast seit Beginn der Pandemie behandelt Lutz M. Scheuerer in seiner Praxis Patienten, die an den unterschiedlichen Symptomen von Long-/Post-COVID leiden, rein mit osteopathischen Techniken. „Hierbei wende ich vor allem solche an, die der Gefäßmobilisierung dienen“, erklärt der Physiotherapeut, der vor rund 20 Jahren seine osteopathische Ausbildung abgeschlossen hat und mittlerweile auch in seinem Aus- und Fortbildungsinstitut seine Erfahrungen weitergibt. „In meinen Augen ist die Osteopathie aktuell die einzige Möglichkeit, den Patienten sehr schnell zu helfen.“

Auch Sabine Foster-Garn, die eine Praxis nahe Wien betreibt, kann von positiven Effekten der Osteopathie berichten: „Bei COVID sind viele Strukturen betroffen, die bspw. den Flüssigkeitsaustausch, die Durchblutung oder die Elastizität blockieren. Hier setzen die osteopathischen Techniken an und helfen, diese Störungen zu lösen.“

Krankheitsbild: Long-/Post-COVID

Die Symptome bei Long-/Post-COVID sind vielfältig: von Beschwerden der Lunge, des Kreislaufsystems, der Muskulatur über Erschöpfungszustände (z.B. Fatigue-Syndrom), Konzentrationsschwäche, Kopfschmerzen bis hin zu Angstzuständen und Depression kann alles vorkommen. Daher wird oft eine große Bandbreite verschiedener Fachrichtungen hinzugezogen, um den Zustand der Betroffenen zu verbessern. [2]

„Zu mir kommen Patienten hauptsächlich mit einem Brennen oder Druck im Brustbereich. Sie sind häufig kurzatmig, wenn sie bspw. bergauf gehen bzw. einer Belastung ausgesetzt sind, leiden unter Fatigue und Herz-Rhythmus-Störungen, die bereits medizinisch abgeklärt wurden, sowie Schlafstörungen. Auch neuronale Beschwerden oder Verdauungsbeschwerden sind keine Seltenheit“, führt Sabine Foster-Garn aus, die vor sechs Jahren ihre osteopathische Ausbildung abschloss.

„Meine Patienten haben Atemprobleme“, ergänzt Lutz M. Scheuerer. „Ich kann die Häufigkeit der Symptome vor allem zeitlich benennen: Seit Beginn haben meine Patienten mit einem Leistungsdefizit zu kämpfen. 2021 kamen Konzentrationsstörungen und Kopfschmerzen dazu – und seit Frühjahr letzten Jahres Magen- und Darmprobleme. Etwa seit einem halben Jahr beobachte ich bei Betroffenen auch vermehrt Hörprobleme.“

Der Regensburger stellt auch immer öfter fest, dass von Long-/Post-COVID vor allem jene Patienten betroffen sind, die bereits in den jeweiligen Bereichen (wie Kopf, Lunge, Verdauungstrakt etc.) Mobilitätsverluste des Bindegewebes im Bereich der Gefäße aufweisen.

Osteopathie lindert – schnell und effektiv

Den meisten Patienten können Sabine Foster-Garn und Lutz M. Scheuerer mit der Osteopathie innerhalb einer Behandlung helfen: Danach verbesserte sich ihrer Erfahrung nach der Zustand der Betroffenen signifikant.

Die Österreicherin hat dies sogar 2021 in ihrer Osteopathie-Abschlussarbeit untersucht: Dort kam sie zu dem Ergebnis, dass eine osteopathische Behandlung sich insgesamt positiv auf die physische Gesundheit auswirkte. Der 6-Minuten-Gehtest fiel ebenso positiv aus. Jedoch wies sie in ihrer Arbeit daraufhin, dass dringend weitere Studien zum Thema benötigt würden, um eine aussagekräftige Darstellung der Situation zu erhalten.

„Ich sehe die Ergebnisse meiner Pilot-Studie heute durch weitere Patienten-Fälle und auch durch nachfolgende medizinische, wissenschaftliche Studien bestätigt“, fügt Sabine Foster-Garn hinzu. „Je nach Verlauf finde ich eine Intervention vor allem ab Woche 8 bis 12, wenn die akute Entzündungsreaktion unter Kontrolle bzw. im Abklingen ist und sich diverse Faszien beginnen zu verhärten, geeignet. Später ist eine osteopathische Behandlung natürlich auch jederzeit noch sinnvoll. Meine Erfahrung ist mittlerweile allerdings, dass je verhärteter das System wird, d.h. je später mit der Behandlung begonnen wird, umso weniger schnell und umso zäher arbeiten wir Therapeuten mit den Patienten Richtung Behandlungserfolg.“

Quellen:

  1. https://register.awmf.org/assets/guidelines/020-027l_S1_Post_COVID_Long_COVID_2022-08.pdf
  2. https://www.stmgp.bayern.de/coronavirus/post-covid/
  3. https://www.zusammengegencorona.de/covid-19/long-covid-langzeitfolgen-einer-covid-19-erkrankung/

Quelle: Bundesverband Osteopathie e.V.