Bei wohl kaum einer anderen medizinischen Berufsgruppe ist die Patientenzufriedenheit höher: Laut einer Patientenumfrage aus dem Jahr 2018 empfehlen fast alle die Osteopathie-Behandlung weiter [1] – und das bei rund 10 Millionen Patientenkontakten im Jahr! Die medizinische Methode ist seit über 150 Jahren etabliert – in vielen Ländern sogar gesetzlich anerkannt. Leider noch nicht in Deutschland. Doch die Osteopathie ist ein wichtiger Pfeiler im deutschen Gesundheitssystem. Wer eine Ausbildung „Osteopathie“ beginnen möchte, sollte daher vorab ein paar Dinge wissen.

Die Methode der Osteopathie [2] entwickelte der US-amerikanische Arzt Andrew Taylor Still in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Seitdem hat sie sich auf dem gesamten Globus ausgebreitet. Sie ist eine interdisziplinär vernetzte und immer stärker nachgefragte Medizinform. Aktuell bewältigen hierzulande rund 10.000 osteopathische Therapeuten etwa 10 Millionen Patientenkontakte jährlich.
Verwunderlich ist es daher schon, dass es bisher noch keine berufsgesetzliche Regelung für die Ausübung der Osteopathie in Deutschland gibt. Um einen gewissen Sicherheitsstandard für Therapeuten und Patienten sicherzustellen, übernehmen die Berufsverbände – wie beispielsweise der BVO – die Qualitätssicherung. Hierzu wurde vor über 15 Jahren ein einheitliches Konzept für die berufsbegleitende Ausbildung in Osteopathie entwickelt.
Welche Inhalte und welchen Umfang sollte eine qualitativ hochwertige Ausbildung haben?
Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat 2010 im Richtlinienpapier „Benchmarks for Training in Osteopathy“ [3] Maßstäbe für eine osteopathische Ausbildung veröffentlicht. Es wird darin unterschieden:
- ein Ausbildungsprogramm, das grundständig, also ohne vorherige medizinische Ausbildung, die Osteopathie vermittelt. Im Umfang entspricht dies einem vierjährigen Vollzeitstudium.
- einen Ausbildungsweg für medizinische Grundberufe mit mindestens 1.000 Zeitstunden (à 60 Minuten) in Osteopathie, als Orientierung für nationale Regelungen.
Dieser Ausbildungsweg mit medizinischem Grundberuf ist derzeit in Deutschland Standard, jedoch gibt es – wie erwähnt – keine gesetzliche Regelung der Ausbildung, und auch kein Berufsgesetz. Nach dem Erlernen eines medizinischen Grundberufs folgt in der Regel eine mehrjährige weitere Ausbildung in Osteopathie.
Aktueller Konsens in Deutschland
Mehrere Schulen und Berufsverbände fanden sich schon 2004 in der Bundesarbeitsgemeinschaft Osteopathie e.V. – BAO zusammen und skizzierten Eckpunkte für ein gemeinsames Konzept der Osteopathie. Der BVO wirkte federführend bei der Erstellung eines qualifizierenden Curriculums für die berufsbegleitende Osteopathie-Ausbildung und eine entsprechende Prüfungsordnung mit, die seit 2015 Anwendung findet.
Es entwickelte sich ein Konsens zu Inhalt und Umfang – 1.350 Unterrichtseinheiten (UE) à 45 Minuten – und den Voraussetzungen für die berufsbegleitende Ausbildung, wie ein gegebener Gesundheitsberuf.
Der Großteil der Osteopathie-Schulen in Deutschland orientiert sich an der Vorgabe von 1.350 UE für eine berufsbegleitende Ausbildung in Osteopathie und unterrichtet sogar darüber hinaus.
Vereinzelt gibt es Studiengänge, die grundständig die osteopathische Medizin vermitteln. Die Erlaubnis zur eigenständigen Ausübung der Osteopathie ist mit diesem Abschluss jedoch nicht automatisch gegeben. Es bedarf zudem in einigen Bundesländern die Berechtigung und Erlaubnis zur Ausübung der Heilkunde.
Diese Kriterien sind wichtig
Welche Voraussetzung ein Osteopathie-Anwärter mitbringen sollte, haben wir auf unserer Webseite [4] zusammengefasst. Demnach sollte die Ausbildung beinhalten:
- 1.350 UE osteopathische Ausbildung
- Endprüfung im parietalen, kranialen, viszeralen Bereich
- Differentialdiagnostikprüfung
- Klinische Prüfung am Probanden
Im Idealfall treten Interessenten mit einer z.B. vom BVO anerkannten Schule [5] in Kontakt und klären dort die Modalitäten. Diese Schulen erfüllen die geforderten Ausbildungsstandards und einer späteren ordentlichen Mitgliedschaft steht dann nichts mehr im Wege. Es gibt auch die Möglichkeit „Osteopathie“ in Deutschland mit einem Studium abzuschließen. [6]
Literatur:
- https://bv-osteopathie.de/wp-content/uploads/2018/12/BVO-Patienten-Umfrage-2018.pdf
- https://bv-osteopathie.de/fuer-patienten/was-ist-osteopathie/
- https://apps.who.int/iris/bitstream/handle/10665/44356/9789241599665_eng.pdf?sequence=1&isAllowed=y
- https://bv-osteopathie.de/osteopath-werden/
- https://bv-osteopathie.de/fuer-therapeuten/anerkannte-schulen/
- https://bv-osteopathie.de/ueber-uns/berufsbild-osteopath/
- https://bv-osteopathie.de/2022/08/15/erstattung-von-osteopathie-behandlungen/
- https://bv-osteopathie.de/fuer-therapeuten/leistungen-fuer-mitglieder/
Quelle: Bundesverband Osteopathie e.V.