In einer weltweit erstmaligen klinischen Studie, die in der Fachzeitschrift Nature Medicine veröffentlicht wurde, hat eine multizentrische Studie des Lawson Health Research Institute, des Centre hospitalier de l’Université de Montréal (CHUM) und des Jewish General Hospital (JGH) ergeben, dass fäkale Mikrobiota-Transplantationen (FMT) von gesunden Spendern sicher sind und bei Patienten mit fortgeschrittenem Melanom ein besseres Ansprechen auf eine Immuntherapie versprechen.

Mikrobiom
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Die Immuntherapien können zwar die Überlebenschancen von Melanom-Patienten erheblich verbessern, sind aber nur bei 40 bis 50 Prozent der Patienten wirksam. Vorläufige Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass das menschliche Mikrobiom eine Rolle dabei spielen könnte, ob ein Patient auf die Therapie anspricht oder nicht.

Mikrobiom im Fokus der Krebsforschung

Bei einer Stuhltransplantation wird der Stuhl eines gesunden Spenders entnommen, in einem Labor untersucht und aufbereitet und dann dem Patienten transplantiert. Ziel ist es, das Mikrobiom des Spenders zu transplantieren, damit gesunde Bakterien im Darm des Patienten gedeihen können.

„Die Verbindung zwischen dem Mikrobiom, dem Immunsystem und der Krebsbehandlung ist ein wachsender Bereich in der Wissenschaft“, erklärt Dr. Saman Maleki, leitender Prüfarzt der Studie. „Diese Studie zielte darauf ab, die Mikroben zu nutzen, um die Ergebnisse für Patienten mit Melanomen zu verbessern.

An der Phase-I-Studie nahmen 20 Melanompatienten teil. Den Patienten wurden eine Woche vor Beginn der Immuntherapie etwa 40 fäkale Transplantatkapseln in einer einzigen Sitzung oral verabreicht.

Ergebnis: Stuhltransplantation sicher und wirksam

Die Studie ergab, dass die Kombination von Fäkaltransplantationen mit einer Immuntherapie für die Patienten sicher ist – was das Hauptziel einer Phase-I-Studie (auch „Sicherheitsstudien“ genannt) ist. Die Studie ergab außerdem, dass 65 Prozent der Patienten, die das Mikrobiom des Spenders behielten, klinisch auf die Kombinationsbehandlung ansprachen. Bei fünf Patienten traten unerwünschte Ereignisse auf, die manchmal mit der Immuntherapie in Verbindung gebracht werden, so dass die Behandlung abgebrochen werden musste.

„Wir haben bei der Behandlung des Melanoms mit Immuntherapie ein Plateau erreicht, aber das Mikrobiom hat das Potenzial, einen Paradigmenwechsel herbeizuführen“, sagt Dr. Bertrand Routy, Onkologe und Direktor des Mikrobiomzentrums des CHUM.

Originalpublikation: Routy B et al. Fecal microbiota transplantation plus anti-PD-1 immunotherapy in advanced melanoma: a phase I trial. Nat Med 2023. DOI: 10.1038/s41591-023-02453-x.

Quelle: News-Medical.net