Die Polyphenole in der Nahrung haben in den letzten Jahrzehnten aufgrund ihres gesundheitlichen Nutzens große Aufmerksamkeit in der Forschung erfahren. Eine kürzlich in Frontiers of Nutrition veröffentlichte Studie untersucht, ob und wie Polyphenole in Fruchtsäften Auswirkungen auf kardiometabolische Risikofaktoren vermitteln.

Fruchtsaft
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Beobachtungsstudien deuten auf ein geringeres Risiko für die Inzidenz und Mortalität von Herz-Kreislauf-Erkrankungen (CVD) hin, wenn eine höhere Zufuhr von Hauptflavonoiden erfolgt. Ebenso deuten epidemiologische Studien darauf hin, dass ein höherer Verzehr von Flavonoiden, vor allem aus Früchten, das Risiko für Typ-2-Diabetes, Bluthochdruck sowie das Auftreten von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und die Sterblichkeit verringern kann.

Der Verzehr von Fruchtsäften ist gegenüber dem Verzehr ganzer Früchte zweitrangig, da bei der Extraktion Ballaststoffe verloren gehen und der Zucker in Fruchtsäften als freier Zucker eingestuft wird. Während der Konsum von zuckergesüßten Getränken der metabolischen Gesundheit schadet, erhöht der Verzehr von 100 % Fruchtsaft das kardiometabolische Risiko nicht. Es gibt jedoch keine Informationen über positive Wirkungen von Fruchtsaftkomponenten.

In der vorliegenden Studie untersuchen die Forscher, ob Polyphenole in Fruchtsäften bestimmte Wirkungen auf kardiometabolische Risikofaktoren vermitteln. Zu diesem Zweck durchsuchten die Forscher systematisch Datenbanken nach Ernährungsinterventionsstudien, in denen die Auswirkungen von polyphenolhaltigen Fruchtsäften auf kardiometabolische Risikofaktoren untersucht wurden. Studien mit unzureichenden statistischen Daten wurden ausgeschlossen.

Fruchtsaft verringert das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen nicht

Es gab keine signifikanten Auswirkungen der Intervention auf Biomarker für kardiometabolische Risiken. Ebenso wurde kein vermittelnder Effekt des Gesamtpolyphenolgehalts beobachtet. In einigen Untergruppenanalysen wurde jedoch eine geringfügige schützende Wirkung der Säfte auf die Senkung des Low-Density-Lipoprotein (LDL)-Cholesterinspiegels bei Personen mit erhöhtem CVD-Risiko festgestellt.

Diese Wirkungen standen jedoch in keinem Zusammenhang mit dem Gesamtgehalt an Polyphenolen. Achtzehn Vergleiche veranschaulichten die Auswirkungen von Fruchtsaftanthocyanen auf den Gesamtcholesterinspiegel.

Insgesamt wurde ein signifikanter Effekt der Intervention auf die Lipidmessungen festgestellt, unabhängig von der Menge der aufgenommenen Anthocyane. Es handelte sich um eine dosisabhängige Beziehung, wobei die Auswirkungen bei Säften mit hohem Anthocyangehalt deutlicher waren.

Eine Erhöhung des Anthocyananteils um 100 mg/Tag war mit einem Rückgang des Gesamtcholesterinspiegels um 1,53 mg/dL verbunden. Es gab keine Auswirkungen anthocyanreicher Säfte auf den HDL-Cholesterinspiegel (High Density Lipoprotein).

In einer Sensitivitätsanalyse wurde ein erhöhter Anthocyangehalt mit einer Senkung des Blutzuckerspiegels in Cross-over-Studien in Verbindung gebracht. Es wurden keine Auswirkungen von anthocyanreichen Säften auf den Blutdruck beobachtet.

Fazit

Die Forscher konnten keine signifikante Wirkung der Gesamtpolyphenole auf eines der untersuchten Ergebnisse feststellen. Höhere Anthocyangehalte in Säften unterstützten jedoch die Senkung des LDL- und des Gesamtcholesterinspiegels, wobei die Auswirkungen bei Personen mit hohem CVD-Risiko stärker waren. Es gab keine Auswirkungen auf den Blutdruck, die Triglyceride oder den Blutzuckerspiegel. 

Insgesamt deuten die Ergebnisse der Studie darauf hin, dass Anthocyane in Fruchtsäften positive Wirkungen auf bestimmte Lipide vermitteln könnten. Dennoch sind künftige Fruchtsaftstudien erforderlich, um mögliche Vorteile mit Messungen des Gesamt- und des spezifischen Polyphenolgehalts zu korrelieren.

Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass eine Erhöhung des Polyphenolgehalts in Fruchtsäften durch gezielte Pflanzenzüchtung oder durch spezielle Fruchtsorten einen potenziellen Nutzen für die Gesundheit haben könnte, wenn sich die vorliegenden Ergebnisse in Zukunft bestätigen.

Originalpublikation: Micek A et al. Are (poly)phenols contained in 100% fruit juices mediating their effects on cardiometabolic risk factors? A meta-regression analysis. Frontiers in Nutrition 2023 DOI: 10.3389/fnut.2023.1175022

Quelle: News-Medical.net